geändert am 29.06.2012 - Version Nr.: 1. 841

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Jungenmalus
Bestrafen Lehrer die Jungen-Pubertät mit schlechten Schulabschlüssen?

30.07.2007 Die Jungen bekommen im Mittel schlechtere Schulabschlüsse als die Mädchen. Dies zeigt die Statistik der Schulabschlüsse. Die Langzeitentwicklung des Verhältnisses von Jungen und Mädchen in den Jahrgängen legt nahe, dass der Zeitpunkt der Pubertät zur Bildungsdiskriminierung der Jungen führt.
[Kommentar: In Sachsen und Thüringen ist die Benachteiligung von Jungen beim Abitur besonders hoch. Spielt hier eine Rolle, dass dort schon nach zwölf Jahren das Abitur abgelegt wird? Dr. Dieter Porth]

 
Bericht: Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)
Darstellung des Geschlechterverhältnisses in den verschiedenen Jahrgängen

Um die Benachteiligung von Jungen zu belegen, wurde in einem früheren Artikel wurde auf die Abschlussstatistiken verwiesen. Danach werden Jungen bei der Vergabe der Schulabschlüsse benachteiligt. Nachträglich wurden die Daten entsprechend graphisch aufbereitet (siehe Abbildungen unten). Aus den Zahlen wurde auch eine Statistik für Gesamtdeutschland berechnet. Da in einigen Bundesländern keine Fachhochschulreifen vergeben werden und da die Absolventenzahlen meist weniger als 10% der Abiturientenzahlen ausmachten, wurden die Absolventenzahlen von Abitur und Fachhochschulreife zusammenaddiert.
In der Fortführung der Arbeiten wurde jetzt in einem zweiten Schritt untersucht, wie sich das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen im Laufe der Schulzeit in den verschiedenen Schulklassen verändert. Dabei kann man zu der Hypothese kommen
Die Jungen werden wahrscheinlich erst während ihrer Pubertät benachteiligt, denn bis zu Beginn der Pubertät bleibt das Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen in den verschiedenen Klassenstufen nahezu konstant.

Macht sich die Benachteiligung noch an anderer Stelle bemerkbar?
Der Schulabschluss ist letztendlich nur der Schlusspunkt in der Schulkarriere. Der Selektionsprozess beginnt schon früher. Entsprechend sollte sich eine Benachteiligung der Jungen schon in der Karriere zeigen, so dass einmal im Rahmen einer kleinen Längsschnittstudie die Geschlechterverteilungen in den verschiedenen Klassenstufen untersucht wurden. Als Zahlenbasis wurden die nach Geschlecht aufgeschlüsselten Schülerzahlen für die einzelnen Jahrgänge aus verschiedenen Jahren verwendet.
Mit Hilfe der Statistiken lässt sich nur zeigen, die Schüler werden ab der 9. Klasse aus dem Schulsystem langsam herausselektiert. Die Jungenbenachteiligung zeigt sich nicht dadurch, dass Jungen im Vergleich zu Mädchen häufiger nicht versetzt werden.

Warum gibt es bei den Indexzahlen keinen Berg?
Auf Grund der früheren Pubertät der Mädchen stellt sich die Frage, warum es keinen Berg bei den Indexzahlen gibt. Gleichfalls stellt sich die Frage nach dem fehlenden Berg auch aus Sicht der Jungen. Wenn die Jungen schlechtere Noten als die Mädchen bekommen, wie es die Abschlusszahlen nahe legen, dann müssten sich doch die Jungen in den einigen unteren Jahrgängen stauen und zu "höheren" Indexzahlen führen. Warum das Indexdiagramm keinen "Buckel" oder nur einen kleinen Buckel wie in Diagramm von Schleswig Holstein?
Hierfür wäre eine einfache Hypothese denkbar. Wenn man einmal davon ausgeht, dass Jungen und Mädchen auf die verschiedenen Schulformen verteilt werden, gibt es nicht nur die Möglichkeit des Nicht-Versetzens sondern es gibt auch die Möglichkeit des Schulwechsels auf die nächst niedrigere Schule. Wenn den Eltern von Jungen häufiger als Eltern von Mädchen im Vorfeld schon der Wechsel auf die vermeintlich einfachere tiefere Schule nahegelegt wird, so würde dies erklären, warum Jungen häufiger mit schlechten Abschlüssen die Schullaufbahn beenden als Mädchen. Die Jungen würden sich dann im Laufe der Zeit in unteren Schulformen sammeln - ohne in der Statistik über die Jahrgänge aufzufallen. Die Hypothese wird in einer noch folgenden Untersuchung geprüft werden. Die Hypothese ergibt sich aus der Idee, dass Lehrer ihre Notenvergabe stark am Leistungsgefälle innerhalb der Klasse ausrichten. Eine genauere Beschreibung des Mechanismus würde in einer folgenden Untersuchung präsentiert werden, wenn sich die Hypothese vom "Durchreichen der Jungen in die schlechteren Schulformen" bestätigen sollte.

Anmerkungen zu den Graphiken der Längsschnittdarstellung.
Für die Klassen 2' bis 6' wurde die Jungen-Mädchen-Verteilung aus Jahrgang 1' des Jahres 1998 als Bezugsverteilung genommen. Für diesen Jahrgang 1' wurde im Jahre 1998 das Verhältnis von Jungen zu Mädchen berechnet. Auf Grundlage der Zahlen der Mädchen in den 2', 3', ...Jahrgängen wurde mit Hilfe des Verhältnisses aus dem 1' Jahrgang berechnet, wie viele Jungen es im jeweiligen 2', 3', ... Jahrgang hätten sein sollen. Von den realen Zahlen der Jungen in den 2', 3', Jahrgang zog man den jeweils Wert ab. Diese Differenz teilte man durch die Gesamtschülerzahl in der 2', 3', ... Jahrgangsstufe und erhielt so einen Abweichungsindex. Für die Klassen 7* - 13* ging man analog vor, wobei man für die Berechnungen natürlich auf den 6. Jahrgang im Jahre 1998 bezog. Die beiden Jahrgänge stellte man in einem Diagramm dar, weil die Schwankungen in der Reihe 2'-6' sehr klein im Vergleich zu den Schwankungen der Reihe 7*-13* waren.
Für das Jahr 2000 fehlen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt die entsprechenden Statistiken. Die entsprechenden Angaben fehlten natürlich auf, wenn für das Jahr 2000 die Deutschland-weiten Werte bestimmt werden. Für die Klassenstufen 3' und 8* wurden in den Diagrammen von Thüringen und Sachsen-Anhalt die Indexabweichungen mit 0.0% festgelegt. Angesichts des Berechnungsmodus sind die Auswirkungen auf das Deutschland-Diagramm aber nur gering.
Für Thüringen und Sachsen sind die Jahrgänge 13 auf 0,0% gesetzt worden, weil die Regelstudienzeit nur 12 Jahre beträgt. Die Quelle, aus der die wenigen Schüler der 13 Jahrgangsstufe resultierten, sind nicht näher geprüft worden.
Da die Statistiken nur in acht Jahren, also in den Jahren von 1998 - 2005, bislang veröffentlicht wurden, könnte das obige Index-Verfahren nicht für einen ausgewählten Jahrgang durchgeführt werden. Deswegen wurden zwei Teiljahrgänge genommen.

Anlage:
Die Daten können sie auch abrufen, wenn sie sich als Gast einloggen
https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon
und die Menüpunkte
2. Bildung, Sozialleistungen, Gesundheit, Recht
2.1. Bildung und Kultur, Forschung und Entwicklung
2.1.1. Allgemeinbildende und berufliche Schulen
2.1.1.1.1. Statistik der allgemeinbildenden Schulen
21111-0004 Schüler: Bundesländer, Schuljahr, Geschlecht, Jahrgangsstufen
heraussuchen und die entsprechenden Daten ausgeben lassen.
Zur Prüfung der Berechnungen wurde die Excel-Tabelle beigefügt.
Anlage: Basisdaten und Abbildungen für die Querschnittstudie(703 kBytes)
Anlage: GnuPG-Fingerprint für die Querschnittstudie (Link zur pdf-Datei)(1 kBytes)
Anlage: Schlüssel zum Test des Fingerprints(Link zur pdf-Datei)(2 kBytes)
 
 

Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Vergleich der Jungen-Anteile bei den Schülern ohne Abschluss, beim Hauptschulabschluss, beim Realschulabschluss und beim Abitur + Fachhochschulreife bei den einzelnen Bundesländern. Bei einer gerechten Vergabe der Schulabschlüsse, müsste der Anteil der Jungen auf allen Stufen ungefähr 50,8% betragen. Die Jungen sind bei den Schülern ohne Abschluss und beim Hauptschulabschluss überrepräsentiert, während sie bei dem zum Studium berechtigendem Abitur und bei der Fachhochschulreife unterrepräsentiert sind. Dies ist eine Benachteiligung wegen des Geschlechtes.

Vergleich der Jungen-Anteile bei den Schülern ohne Abschluss, beim Hauptschulabschluss, beim Realschulabschluss und beim Abitur + Fachhochschulreife bei den einzelnen Bundesländern. Bei einer gerechten Vergabe der Schulabschlüsse, müsste der Anteil der Jungen auf allen Stufen ungefähr 50,8% betragen. Die Jungen sind bei den Schülern ohne Abschluss und beim Hauptschulabschluss überrepräsentiert, während sie bei dem zum Studium berechtigendem Abitur und bei der Fachhochschulreife unterrepräsentiert sind. Dies ist eine Benachteiligung wegen des Geschlechtes.

Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Vergleich der Jungen-Anteile bei den Schülern ohne Abschluss, beim Hauptschulabschluss, beim Realschulabschluss und beim Abitur + Fachhochschulreife bei den einzelnen Bundesländern. <br />
1. Reihe: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg.  <br />
2.Reihe:Bremen, Hamburg, Hessen, Merkelburg-Vorpommern. <br />
3. Reihe: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland. <br />
4. Reihe: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen.

Vergleich der Jungen-Anteile bei den Schülern ohne Abschluss, beim Hauptschulabschluss, beim Realschulabschluss und beim Abitur + Fachhochschulreife bei den einzelnen Bundesländern.
1. Reihe: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg.
2.Reihe:Bremen, Hamburg, Hessen, Merkelburg-Vorpommern.
3. Reihe: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland.
4. Reihe: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen.

Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Die Abweichung beschreibt, um wie viele Prozentpunkte das Verhältnis von Jungen und Mädchen vom ursprünglichen Verhältnis in der ersten bzw. sechsten Klasse in den später erreichten Jahrgangsstufen abweicht. Die Ausdünnung der Jungen beginnt in der achten Klasse und macht von der zehnten in die elfte Klasse einen besonders großen Sprung.

Die Abweichung beschreibt, um wie viele Prozentpunkte das Verhältnis von Jungen und Mädchen vom ursprünglichen Verhältnis in der ersten bzw. sechsten Klasse in den später erreichten Jahrgangsstufen abweicht. Die Ausdünnung der Jungen beginnt in der achten Klasse und macht von der zehnten in die elfte Klasse einen besonders großen Sprung.

Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Der Verhältnisindex beschreibt, wie stark das Verhältnis zwischen den Jungen in Mädchen in den späteren Jahrgangsstufen vom ursprünglichen Verhältnis in der 1. bzw. 6. Klasse abweicht. Die Tendenz ist in allen Bundesländern ähnlich, wobei in Niedersachsen, Hessen, und den vier neuen Bundesländern die Ausdünnung besonders hoch ist.<br />
1. Reihe: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg.  2.Reihe:Bremen, Hamburg, Hessen, Merkelburg-Vorpommern. 3. Reihe: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland. 4. Reihe: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen.<br />
* Für Thüringen und Sachsen sind die Jahrgänge 13 sind wegen des 12-Jahre-Abiturs auf 0,0% gesetzt worden.<br />
**Wegen fehlender Zahlen aus dem Jahre 2000. Sind die Werte für das Schuljahr 3' und  8* jeweils auf 0 gesetzt worden.  <br />
 
Der Verhältnisindex beschreibt, wie stark das Verhältnis zwischen den Jungen in Mädchen in den späteren Jahrgangsstufen vom ursprünglichen Verhältnis in der 1. bzw. 6. Klasse abweicht. Die Tendenz ist in allen Bundesländern ähnlich, wobei in Niedersachsen, Hessen, und den vier neuen Bundesländern die Ausdünnung besonders hoch ist.
1. Reihe: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg. 2.Reihe:Bremen, Hamburg, Hessen, Merkelburg-Vorpommern. 3. Reihe: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland. 4. Reihe: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen.
* Für Thüringen und Sachsen sind die Jahrgänge 13 sind wegen des 12-Jahre-Abiturs auf 0,0% gesetzt worden.
**Wegen fehlender Zahlen aus dem Jahre 2000. Sind die Werte für das Schuljahr 3' und 8* jeweils auf 0 gesetzt worden.

Anmerkung

Welche Folgen könnte eine Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre haben?
Bei Wikipedia.de wird unter dem Stichwort "Schulzeit" folgendes über die Schulzeit der DDR ausgesagt.
" [...]
In der DDR wurde die Hochschulreife bereits nach zwölf Jahren erreicht. Sachsen und Thüringen haben die zwölfjährige Schulzeit nach dem Ende der DDR beibehalten. Dieser Präzedenzfall sowie der Vergleich mit der fast durchweg kürzeren Schulzeit in anderen Staaten und die Finanznot der Bundesländer haben einen bundesweiten Trend zur Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre ausgelöst (siehe auch: Abitur nach zwölf Jahren). [...]"
Die beigefügten Abbildungen zeigen nun, dass in den beiden Bundesländern Sachsen und Thüringen die Jungen häufiger als in anderen Bundesländern aussortiert werden. Dies könnte vielleicht daran liegen, dass die Lehrer ihr Urteil über die Schüler und damit die Benotung des Schülers stärker als in anderen Bundesländern von dem pubertären Gehabe der Schüler abhängig machen, weil früher in der ganzen DDR schon nach zwölf Jahren Abitur zu machen war und die Lehrer damals eine zielgenaue Prognose treffen mussten. Man könnte also fürchten, dass mit der Einführung des Abiturs nach zwölf Jahren die Benachteiligung der Jungen in den anderen Bundesländern auf das Niveau von in Sachsen und Thüringen steigen würde.

Querverweise zu weiteren Meldungen

Meldungschronik Dateien mit thematischen Bezug
letzte Meldung

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Vorläufer - Meldung, auf die Bezug genommen wird

Geschlechterkampf
Ohne Schulabschluss - weil du ein Junge bist?

13.07.2007 In der Datenbank des statistischen Bundesamts findet man eine Statistik. Die Statistik listetet für die einzelnen Bundesländer auf, wie viele Jungen und Mädchen jeweils mit welchem Abschluss die Schule verlassen haben. In ganz Deutschland werden die Jungen systematisch bei der Vergabe der Schulabschlüsse benachteiligt, wie die zitierte Tabelle zeigt..


nächste Meldung

Haushalt
Kultusminister reagiert auf Oppositionsäußerungen

25.07.2007 Im Nachtragshaushalt wurden vierundsiebzig Etatposten erhalten, die eigentlich im Zuge der mittelfristige Mittelplanung wegfallen sollten. Zusätzlich wurden acht weiter Stellen geschaffen.

neuere Querverweise
Nachfolger - Meldung, die sich auf vorliegende Meldung beziehen

Studie
Publikation „Ehrbare Berufe für coole Jungs“

28.06.2012 Eine Professorin an der Universität Kassel hat sich mit dem Problem der Ausbildungsabbrecher beschäftigt. Sie kommt in ihrem Buch zu dem Schluss, dass gut jeder Fünfte seine Ausbildung abgebrochen hat. Ein Grund für die hohe Abbrecherquote liegt nach Auffassung der Autorin in einer gewandelten Ehrauffassung bei den Jugendlichen.
[Der Gender-Aspekt spielt bei den Abbrecherquoten keine allzu große Rolle, hieß es mit Verweis auf eine aktuelle Statistik. Interessant fand ich die Statistik, weil sie recht deutlich zeigt, dass Jungen sowohl beim Studium als auch bei staatlichen Ausbildungen seltener als Mädchen vertreten sind. Sind dies Indizien für die beginnende Diskriminierung von jungen Männern? Dr. Dieter Porth]

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